Weniger perfekt sein, zum Beispiel. Einfach mal ein paar Zeilen hinrotzen ohne zu überlegen ob das jetzt sinnig ist. Das wird vermutlich noch eine Weile dauern bis ich das wirklich kann. Immerhin halte ich es nicht für völlig unwahrscheinlich. ;)

Es gab eine Zeit - irgendwie so 2010 - 2013 - zu der ich täglich gebloggt habe, oder es zumindest versucht habe. Und ich bin auch heute noch davon überzeugt, dass mir das gut getan hat und auch heute gut tun würde. Also warum tue ich es nicht einfach? Ganz klar, weil die Ansprüche gestiegen sind.

Wenn man anfängt sich mit Formatierungen auseinander zu setzen, dann hat man irgendwann auch den Anspruch etwas schön zu machen. Wenn man anfängt darüber nachzudenken, wie man Leser zufriedener machen kann, dann steigt der Anspruch an sich selbst. Und eigentlich hat das freie Bloggen an der Stelle verloren. Das ist mir beim Buchblog schon aufgefallen und zuletzt wollte ich das "über Bücher schreiben" auch nicht mehr "Rezensionen" nennen, da die für mich halt mit einer gewissen Sachlichkeit verbunden sind, die ich selbst nicht mehr liefern wollte. Aber möglicherweise ist das auch Wortklauberei. Dinge auf die Goldwaage legen kann ich gut. Das werden viele Leute bestätigen können. 


Ich arbeite also fleißig vor mich hin. So an mir selbst. Nicht zuletzt auch mit der Betreuung im Hintergrund. Und diese muss nun wieder verlängert werden. Das ist alle 2 Jahre der Fall und man muss dafür viel Papier ausfüllen. Viel Papier. Sehr viel nerviges Papier. Nicht nur, dass man obligatorischerweise seine Finanzen offenlegen muss (irgendwer muss das ja bezahlen), nein es benötigt auch einen Psychiater der bestätigt, dass man wirklich, wirklich einen Schaden hat. Immer noch. Es reicht nicht, dass man die letzten 8 Jahre einen gehabt hat. Der muss immer noch frisch, aktuell und nachweisbar sein. 

Dummerweise habe ich aktuell keinen Psychiater. Meine letzte verließ die Praxis, man teilte mir eine Neurologin zu, die nun in Mutterschutz ist und der Neurologe der sie jetzt ersetzt, war zwar sehr gut im "B12-Mangel diagnostizieren" und ist auch willig mir Rezepte auszustellen, sagte aber nun mal auch, dass es nicht so weiter geht und ich einen Psychiater brauche. Nun brauche ich den jetzt schon aus zwei Gründen & meine Motivation mir mal wieder einen neuen Ansprechpartner zu suchen (Ich hab übrigens kein Interesse daran hier jeden Begriff zu gendern. Sorry. Nein. Wirklich nicht. Ich würde auch eine Psychiaterin oder eine Ansprechpartnerin nehmen. Eine Therapeutin allerdings nicht. Das sollte schon ein Mann sein. Einfach aus Erfahrung.) ist halt eher so unter Null. Es ist mühsam immer und immer wieder die eigene Geschichte zu erzählen, aufzudröseln, dass man im Laufe der Zeit viele, viele Diagnosen gehört hat, aber mit den wenigsten konform geht, dafür aber 1-2 Schubladen für wichtig hält, die sonst keiner relevant findet und eigentlich generell eher weniger reden will. ^^

Genauso mühsam ist es diesen Antrag auszufüllen. Denn da muss man sich selbst sezieren und das ist anstrengend. Das macht Brei im Kopf. Da werden Fragen dazu gestellt wie das aktuelle Leben gerade so aussieht und zwar im Bezug auf Wohnen, Arbeit, soziale Beziehungen und Freizeit und was einem auch immer sonst noch wichtig ist. Und dann wird man auch gefragt wie man denn leben möchte. Wieder mit all den oben genannten Aspekten im Hinterkopf. Und ich bin mir sehr sicher, dass das auch gesunde Menschen mitunter anstrengend und mühsam finden. Jeden einzelnen Lebensbereich zu beleuchten, drüber nach zu denken was daran gut ist und was nicht und was man so nicht mehr möchte. Vielleicht ist es bei gesunden Menschen nur nicht ganz so deprimierend. Also im besten Fall. 

Wenn man das dann so gegenüber gestellt hat, dann stellt sich halt die Frage warum es eine Diskrepanz gibt. Warum ist die Wirklichkeit so weit vom Wunsch entfernt? Was genau hindert einen daran das Wunschleben zu erreichen? Und dann ist man eben ziemlich ungeschönt schnell bei all den Defiziten die man so hat. Denn um die soll es ja auch gehen. Die Defizite, bei denen die Betreuung dann hilfreich zur Seite stehen kann um sie auszugleichen. Im Idealfall langfristig, so dass es irgendwann keine Defizite mehr sind. 

Im Gegensatz zu vielen anderen bin ich mir meiner Defizite voll bewusst. Ich weiß sehr gut was ich nicht kann. Zum Beispiel bin ich sehr, sehr schlecht darin zu erkennen was ich kann. :D Oder zu begreifen, dass es Menschen gibt die mich so wie ich bin voll in Ordnung finden. Das kann ich nicht sonderlich gut. 

Ich kann schlecht mit Anforderungen und Erwartungen umgehen, oder mehrere Dinge auf einmal erledigen. Ich kann nicht alleine mit Jobcenter und Hausverwaltung umgehen. Ich habe Angst vor den Menschen, die Einfluss auf mein Leben und Wohnen haben. Telefonate gelingen mir nur wenn ich den Gesprächspartner kenne, Zahnarztbesuche sind tagesabhängig. 

Wenn ich einen vollen Tag hatte, bin ich danach meistens die doppelte Zeit völlig erschlagen und müde. Mehr als 3 Tage in der Woche kann ich mir nicht mit Terminen voll packen, weil ich sonst nicht mehr regenerieren kann und irgendwann in totalem Rückzug und erschöpft zusammenbreche. Das weiß ich. Das muss ich bei all meiner Planung beachten. Und ja, das trifft leider auch zu, wenn es enge Freunde sind und ich die Kontakte frei wähle.


Und manchmal, da sehe ich das alles nicht ein, will unbedingt unter allen Umständen soviel schaffen, wie "normale" Menschen auch schaffen und überfordere mich. Auf mich achten kann ich also auch nicht immer so wirklich gut. ;)

Aber dann gibt es auch die Momente... die Wochen... die Phasen in denen ich fast "normal" bin. Und ja, ich finde "normal" einen durchaus schwierigen Begriff, aber mir fehlt irgendwie eine brauchbare Alternative. Da funktioniere ich. Da läuft der Haushalt, da ist es hier aufgeräumt und da habe ich alles im Griff. Alles abgesehen von Arbeit. Und Uni. Und ganz ehrlich? Das ist doch auch schon schön, oder? Und vllt. ist das mein maximal Status. Vielleicht kann ich nicht mehr und werde nie mehr können. Und dann ist das auch echt okay. (Das ist allerdings Stoff für einen eigenen Beitrag...)
Nur, dass dieser Status nie von Dauer sein wird, solange Jobcenter und Hausverwaltung mich immer wieder in Panik versetzen. Denn dann bricht alles zusammen und ja... dann werden auch so Kleinigkeiten wie "Duschen" und "Aufstehen" zur Höchstleistung...

Und deswegen fülle ich halt Anträge aus.... und seziere mich selbst, damit da jemand nach Aktenlage entscheidet, dass ich offensichtlich (erst mal) Hilfe brauche.