Wenn ich einen Blogartikel beginne, dann tue ich das meistens mit einem bestimmten Ziel. Einer bestimmten Absicht. Einem Thema das in meinem Kopf spukt und heraus will. In der Regel fällt mir dann in Zeile 3 auf, dass ich davor noch X Dinge erzählen muss, die viel wichtiger sind. Viel mehr brennen. Und dann hat der Artikel am Ende wenig mit der ursprünglichen Idee zu tun.

In den letzten Wochen gab es so einige Situationen in denen mir Dinge bewusst geworden sind, die ich nicht so ganz auf dem Schirm hatte. Einfach weil  sie in meinem Kopf im Alltagsbrei mit geschwommen sind und sie schon lange keiner mehr sortiert hatte... 

Da waren zum Beispiel Gespräche mit 2 verschiedenen Menschen die ich beide vor sehr, sehr lange Zeit kennengelernt habe. An völlig unterschiedlichen Orten, zu völlig unterschiedlichen Gelegenheiten. Beide haben gemeinsam, dass sie mich VORHER kennengelernt haben. Bevor auch nach Außen deutlich wurde, dass bei mir die Zahnrädchen immer mal wieder Schluckauf haben. Sie haben mich als Teenager kennengelernt & dann lange nicht mehr in meinem Leben stattgefunden. Eine der wenigen Gemeinsamkeiten der beiden. Abgesehen von Alter & Geschlecht und eben auch abgesehen davon, dass sie meine Welt nicht kennen. Und sie auch nicht verstehen. Da fehlen die Berührungspunkte zu psychischen Erkrankungen. Das Wissen. Es ist einfach nur fremd. Und das ist auch völlig okay so.

Aber sie haben mich beide daran erinnert, dass ich vor langer Zeit mal einen (so nie formulierten) Wunsch hatte, eine Funktion in die ich irgendwie reingerutscht bin, die mir aber unter anderem viel Freude gebracht hat. Weil es anderen geholfen hat. Einfach nur offen von mir erzählen hat Menschen dazu gebracht über sich selbst nachzudenken und ... sich Hilfe zu holen. Das wurde mir immer mal wieder vermittelt. Wie gut es getan hat zu lesen, dass man nicht alleine ist. Wie wichtig die Erkenntnis war, dass man sich Hilfe holen kann. An der Stelle bilde ich mir auch gerne ein, dass es ebenso geholfen hat zu sehen, dass mein Leben mit Depressionen und Special Effects eben nicht nur traurig ist. Dass ich das Leben an sich sehr gerne habe. Dass ich viele Dinge, Menschen, Miezen und Aktivitäten sehr liebe. Dass es absolut möglich ist auch mit psychischen Erkrankungen 35kg abzunehmen. Man kann mit all dem Scheiß ganz gut leben, man darf nur nie aufgeben. 

Es ist klar, dass ich niemals einen normalen Beruf ergreifen werde. Aber ich möchte dennoch nützlich sein und etwas bewegen. Meine Möglichkeiten sind beschränkt. Doch ich kann wieder anfangen zu erzählen, zu reden, zu teilen und vllt. den ein oder anderen abholen und unterstützen. So wie ich das mit meinen Blogs in der Vergangenheit getan habe. So wie ich bei den Challenges im Forum viele Menschen motiviert habe. Vllt. ist mir auf meinem Weg die ein oder andere Information begegnet die andere noch nicht erhalten haben und die sie unterstützen kann. Ich kann versuchen den Finger auf etwas zu legen, was im eigenen Brei verloren geht. Mit Abstand, weil es mich in dem Moment nicht selbst betrifft. Aber eben auch mit dem Hintergrund schon im selben Kreisel gesteckt zu haben. So Menschen sind wichtig. Ich könnte wichtig sein.

Genau wie die beiden, die mir mal wieder aufgezeigt haben, dass es da viele Menschen gibt, die keinerlei oder wenige Berührungspunkte mit dem Leben neben der Norm haben. Manchmal braucht man die, die einem die Augen öffnen & ein klein wenig die eigene Blase lüften.